ASGB: Stellungnahme zum Internationalen Frauentag 2025

Priska Auer: „Es ist an der Zeit, dass wir konkrete Schritte für die Gleichstellung der Frauen setzen“

Obwohl der Internationale Frauentag ein so bedeutender Tag sein sollte, beschleicht einen immer wieder das Gefühl, dass das Verfassen einer Aussendung dazu zur bloßen Pflichtübung verkommt. Man könnte getrost die Pressemitteilungen der vergangenen Jahre hernehmen und erneut veröffentlichen – einfach, weil sich an den grundlegenden Problemen nichts ändert. Die immer gleichen Forderungen nach echter Gleichstellung, besseren Arbeitsbedingungen für Frauen und effektiven Maßnahmen gegen Gewalt verhallen ungehört.

„Es genügt nicht, einmal im Jahr schöne Worte zu finden. Wir brauchen endlich Taten, die das Leben der Frauen nachhaltig verbessern“, sagt Priska Auer, Mitglied des ASGB-Leitungsausschusses. „Die Kluft zwischen öffentlichen Bekenntnissen zur Gleichstellung und der Realität im Alltag ist nach wie vor groß.“

Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Flexible Arbeitsmodelle als Schlüssel

Die Herausforderung, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren, ist für viele Frauen ein täglicher Balanceakt. Besonders Mütter stehen oft vor der schwierigen Entscheidung, entweder ihre Karriere zurückzustellen oder enorme organisatorische Anstrengungen zu unternehmen, um beiden Rollen gerecht zu werden. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, braucht es dringend flächendeckende flexible Arbeitsmodelle wie Gleitzeit, Homeoffice, Jobsharing oder eine generelle Verkürzung der Wochenarbeitszeit.

Diese Maßnahmen würden nicht nur Frauen entlasten, sondern auch Unternehmen zugutekommen, indem sie motivierte und produktive Mitarbeiterinnen langfristig binden. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels sollte es im Interesse der Arbeitgeber liegen, familienfreundliche Strukturen zu schaffen, die es Frauen ermöglichen, ohne Karriereknick oder finanzielle Einbußen im Berufsleben zu bleiben. Die Politik ist gefordert, gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die diese Modelle fördern und Unternehmen in die Verantwortung nehmen.

Angleichung der Mutterschaftszeiten zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst

Ein weiteres großes Ungleichgewicht zeigt sich in den unterschiedlichen Regelungen der Mutterschaftszeiten zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst. Während im öffentlichen Dienst großzügige Elternzeitregelungen gelten, sind Frauen in der Privatwirtschaft oft gezwungen, deutlich schneller an den Arbeitsplatz zurückzukehren – häufig zulasten ihrer eigenen Gesundheit und der frühkindlichen Entwicklung ihrer Kinder.

Diese Ungleichbehandlung führt dazu, dass viele Frauen den öffentlichen Dienst bevorzugen, während Mütter in der Privatwirtschaft mit erheblichen Nachteilen konfrontiert sind. Es ist längst überfällig, dass hier eine Angleichung erfolgt. Alle Frauen, unabhängig davon, ob sie im öffentlichen oder privaten Sektor arbeiten, müssen die gleichen Rechte und Möglichkeiten erhalten. Die Entscheidung, für eine gewisse Zeit beim Kind zu bleiben, darf nicht zur finanziellen oder beruflichen Benachteiligung führen.

Erschreckender Anstieg von Femiziden: Gewalt gegen Frauen entschieden bekämpfen

Mit großer Sorge beobachten wir die zunehmende Gewalt gegen Frauen, die sich in immer mehr Femiziden ausdrückt. Auch in Südtirol ist Gewalt gegen Frauen längst keine Randerscheinung mehr, sondern traurige Realität. Es ist erschreckend, wie viele Frauen ihr Leben durch die Hand von (Ex-)Partnern verlieren – und oft gibt es bereits im Vorfeld Anzeichen, die ernst genommen werden müssten.

Zu häufig wird bei den ersten Warnsignalen weggesehen. Sowohl im familiären Umfeld als auch in der Gesellschaft gibt es immer noch eine bedenkliche Tendenz, Anzeichen von Gewalt zu relativieren oder zu ignorieren. Zu oft wird erst gehandelt, wenn es bereits zu spät ist. Es braucht daher dringend verstärkte Präventionsmaßnahmen, eine bessere Sensibilisierung in Schulen und am Arbeitsplatz sowie einen leichteren Zugang zu Hilfsangeboten für Betroffene.

Darüber hinaus müssen Gewalttäter konsequenter verfolgt werden. Es darf nicht sein, dass Frauen aus Angst vor sozialen oder wirtschaftlichen Folgen in toxischen und gefährlichen Beziehungen verharren, weil es an Schutzmaßnahmen oder finanzieller Unterstützung fehlt. Die Politik ist hier in der Verantwortung, klare Maßnahmen zu setzen, um Frauen besser zu schützen und Femizide zu verhindern.

Jetzt ist die Zeit für Taten – nicht für leere Worte

Der ASGB fordert Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf, die strukturellen Barrieren, die Frauen tagtäglich benachteiligen, endlich abzubauen. Es ist nicht hinnehmbar, dass jahrzehntelang die gleichen Forderungen wiederholt werden, ohne dass sich spürbare Verbesserungen einstellen.

Abschließend betont Priska Auer: „Der Internationale Frauentag sollte nicht nur ein Tag der Reflexion sein, sondern ein Aufruf zum Handeln. Lassen wir nicht zu, dass weitere Jahre vergehen, ohne dass sich etwas ändert. Setzen wir uns gemeinsam für eine gerechtere und sichere Zukunft für alle Frauen ein. Unsere Geduld ist nicht unendlich – es ist höchste Zeit, dass aus Worten endlich Taten werden.“

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